29. Mai 2021

Neues Biodiversitätsprojekt zum Schutz der Serpentinitstandorte in Nordostoberfranken

Unter dem Titel „Lebende Extreme auf blauem Fels“ ist im Frühjahr ein neues Biodiversitätsprojekt des Landschaftspflegeverbands Landkreis und Stadt Hof e. V. gestartet. Bis vorerst Ende 2022 engagiert sich der Verband für den Schutz und Erhalt der einzigartigen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten an den Serpentinitstandorten in den Landkreisen Hof und Kulmbach.

Ein seltenes Gestein hat sein Vorkommen in Nordostoberfranken – der Serpentinit. Wie ein Gürtel zieht er sich entlang der Münchberger Gneismasse durch den Landkreis Hof bis in den Landkreis Kulmbach hinein. Immer wieder tritt er dabei an die Erdoberfläche, beispielsweise an der Woja- und Haidleite oder dem Haidberg bei Zell. Sein Erscheinungsbild ist abwechslungsreich: Blau bis grün schimmernd, manchmal speckig glänzend oder durchzogen von gewundenen Streifen.

An den Serpentinitstandorten haben sich aufgrund der geringen Nährstoffverfügbarkeit und des Schwermetallgehaltes im Boden außergewöhnliche Pflanzenarten angesiedelt. Diese sind an das Vorkommen des Gesteins gebunden und perfekt an die Bedingungen vor Ort angepasst. Die Arten sind große naturkundliche Besonderheiten. In schattigen Felsspalten fühlt sich beispielsweise der stark gefährdete Braungrüne Streifenfarn besonders wohl. Etwas mehr Licht und Trockenheit verträgt dagegen der Serpentinstreifenfarn. Eine Art, die weltweit ausschließlich an der Woja- und Haidleite vorkommt, ist die Serpentin-Grasnelke.

„Die Serpentinitstandorte sind durch den Klimawandel und Nährstoffeinträge gefährdet. Die konkurrenzschwachen Farne werden von Gras und Moos überwuchert. Da die Hauptvorkommen der Serpentinitarten größtenteils in unserer Heimatregion liegen, tragen wir eine besondere Verantwortung für deren Schutz und Erhalt“, so Landrat Dr. Oliver Bär

Um dieser gerecht zu werden, konzentriert sich der Landschaftspflegeverband (LPV) im Rahmen von zunächst knapp zwei Projektjahren auf die Serpentinitflächen in den Landkreisen Hof und Kulmbach. Das Projekt mit einem Gesamtbudget von knapp 88.000 € wird zu 90 % durch Mittel des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert. Die restlichen 10 % der Gesamtkosten trägt der LPV.

Zunächst kartiert der Biologe und Gebietskenner Thomas Blachnik die standorttypischen Pflanzen. Das Büro von Dr. Matthias Dolek untersucht, welche Schmetterlinge und Reptilien auf den Flächen vorkommen. Die Artenspezialisten schlagen darauffolgend Maßnahmen zur Verbesserung der Standorte vor. Sofortmaßnahmen, wie beispielsweise das Entfernen von Moospolstern, sollen die Flächen wieder aufwerten. Die langfristige Festlegung einer dauerhaften Pflege sichert den Erhalt der Flächen auch in Zukunft. Daneben möchte der LPV die Bevölkerung über diesen wertvollen Naturschatz in der Region informieren.

Das Projektmanagement übernimmt Isabel Kaske (Master of Science Nachhaltigkeitsgeographie) vom LPV. Bei Fragen und Anregungen ist sie unter isabel.kaske@landkreis-hof.de und 09281 57 319 erreichbar.

Der Landschaftspflegeverband Landkreis und Stadt Hof gestaltet und pflegt seit 1992 die Landschaft des Hofer Landes als Lebensraum für Menschen, Pflanzen und Tiere. Der Erhalt der Kulturlandschaft mit dessen, teils selten gewordenen, Tier- und Pflanzenarten ist sein zentraler Leitgedanke. Unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Maschinenring Münchberg werden Fachpläne des Naturschutzes mithilfe von Landschaftspflegemaßnahmen umgesetzt und Artenschutzprojekte durchgeführt. Weitere Infos finden Sie auf der Internetseite: www.lpv-hof.de.

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29. Mai 2021