10. November 2025
Großer Tag im Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth

Eröffnung des Erweiterungsneubaus und der neuen Dauerausstellung mit Kulturstaatsminister Weimer und Bundesministerin a. D. Bergmann-Pohl
Ort der Geschichte, Raum für Werte: Feierstunde zur Eröffnung am historischen 9. November
Bereits am 2. Oktober war der Erweiterungsneubau und das umgestaltete Freigelände des Deutsch-Deutschen Museums gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie den Ministerpräsidenten aus Bayern und Thüringen, Dr. Markus Söder und Mario Voigt, feierlich eingeweiht worden. Nach Abschluss der finalen Arbeiten an der Ausstellung wurde der Neubau nun für den regulären Museumsbetrieb geöffnet. Die Feierlichkeiten standen unter dem Motto: Ort der Geschichte, Raum für Werte.
Der Vorsitzende des Zweckverbandes Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth, Landrat Dr. Oliver Bär (Hof), begrüßte die Ehrengäste und die zahlreichen Besucher und dankte allen Unterstützern, die zum Gelingen des Erweiterungsprojektes beigetragen habe: „Wir schlagen heute ein neues Kapitel auf in der Geschichte Mödlareuths.“ Das Projekt wird von der Bundesregierung, den Freistaaten Bayern und Thüringen, der Bayerischen Landesstiftung sowie der Oberfrankenstiftung maßgeblich unterstützt. Bär beschrieb das Leitbild, das der Zweckverband beim Erweiterungsprojekt verfolgte: „Wir wollten dem Ort damit gerecht werden, das Museum sollte sich darin einfügen. Wir wollten die bestmöglichen Vermittlungsmethoden anbieten, wie moderne Medien und virtuelle Realität. Und wir wollten einen Ort schaffen, der der Bedeutung Mödlareuths würdig ist.“
Dr. Wolfram Weimer, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, betonte in seiner Festrede: „Wir sind heute alle Mödlareuther. Ich bin erfüllt mit Dankbarkeit und Bewunderung, was hier entstanden ist. Ein Ort der Freiheit und des Engagements, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann.“ Er erinnerte daran, für welche Ereignisse der 9. November in der deutschen Geschichte steht, für Momente des Schreckens und der Dunkelheit, aber auch für die Kraft, dunkle Zeiten zu überwinden, und die Kraft der Freiheit. „Dafür steht Mödlareuth. All das verdichtet sich hier an diesem Ort.“
Der Staatsminister würdigte das Verdienst der Bevölkerung um den Erhalt der historischen Grenzanlagen, die heute der Geschichtsvermittlung dienen: „Dass die Menschen aus dieser Region damals instinktiv und sofort das Bewusstsein hatten: ‚Nein, wir schaffen das nicht alles fort, sondern wir wollen das zeigen. Wir lassen es als Teil unserer Herkunft stehen, damit die bessere Zukunft für alle sichtbar wird.‘, damit tun Sie einen Dienst an der ganzen Nation. Das ist eine große Einladung zu einer optimistischen, demokratischen Entwicklung. Deswegen freue ich mich sehr, dass dieses Museum entstanden ist. Und wir haben gerne mitgewirkt.“
Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Präsidentin der ersten frei gewählten Volkskammer und letztes Staatsoberhaupt der DDR sowie Bundesministerin a. D., schilderte in ihrer Ansprache die Ereignisse vor und nach Grenzöffnung und Wiedervereinigung und gab zu bedenken, dass das Wissen um die DDR-Diktatur in der heutigen jüngeren Generation nicht mehr weit verbreitet sei: „Wir sollten dankbar sein, dass die Staatsregierungen, die Landkreise und die Kommunen sich der Auseinandersetzung mit unserer wechselvollen Geschichte stellen. Denn Zukunft gibt es nur da, wo die Vergangenheit aufgearbeitet und nicht verklärt wird. Doch nicht nur Museen alleine sind hier in der Pflicht, es sind die Universitäten, die Schulen, die Vereine und Verbände, und die Medien.“
Zum Abschluss der Feierstunde lud der stellvertretende Verbandsvorsitzende, Landrat Christian Herrgott (Saale-Orla-Kreis), die zahlreichen Gäste ein: „Lassen Sie uns gemeinsam diesen Ort mit Leben füllen, gemeinsam auf die Geschichte zurückblicken und in die Zukunft schauen.“
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von der Schulorchester-Band des Gymnasiums Münchberg. Mit „Über sieben Brücken musst Du gehen“ von Karat aus Ost-Berlin, das Peter Maffay im Westen bekannt machte, boten sie ein Musikstück mit deutsch-deutscher Vergangenheit dar. Bei „Die Gedanken sind frei“, einem Freiheitslied mit großer Geschichte, das – wie Band-Leiter Gerd Koppitz betonte – auch bei den Demonstrationen in der DDR 1989 erklang, stimmte das Publikum spontan mit ein und nicht wenigen standen Tränen der Ergriffenheit in den Augen. Die abschließende „Ode an die Freude“ interpretierten die Schüler in einer bewusst lockeren, internationalisierten Version.
Im Rahmen des 2. Museumstages Hofer Land präsentierten zudem insgesamt sieben Museen die vielfältige Museumslandschaft rund um Hof mit abwechslungsreichen Aktionen und Vorträgen. Mit dabei neben dem Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth: das Oberfränkisches Textilmuseum (Helmbrechts), das Oberfränkische Bauernhofmuseum Kleinlosnitz (Zell i. F.), das Museum Bayerisches Vogtland (Hof), das Erika-Fuchs-Haus - Museum für Comic und Sprachkunst (Schwarzenbach an der Saale), das Grafikmuseum Stiftung Schreiner (Bad Steben) und das künftige Jean-Paul-Museum Joditz.
Weiterentwicklung des Deutsch-Deutschen Museums
Dem ehemals geteilten Dorf Mödlareuth mit gut 50 Einwohnern kommt eine besondere Bedeutung zu: Die Überreste der innerdeutschen Grenze sind heute fast vollständig aus der Landschaft verschwunden. Nur an wenigen Stellen lässt sich die Topografie der deutschen Teilung noch nachvollziehen. In Mödlareuth existiert die einzige Erinnerungsstätte in Deutschland, an der die Grenzanlagen in ihrer baulichen Form weitestgehend erhalten sind. Ebenso wie Berlin war Mödlareuth durch eine Mauer in zwei Teile geteilt.
Das Museum im als „Little Berlin“ bekannt gewordenen Dorf existiert bereits seit 1990, als es auf ehrenamtlicher, privater Basis initiiert wurde. Ende 2005 wurde der Zweckverband „Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth“ gegründet, dem der bayerische Landkreis Hof, der thüringische Saale-Orla- und der sächsische Vogtlandkreis sowie die Gemeinde Töpen (Bayern) und die Stadt Gefell (Thüringen) angehören. Der Zweckverband übernahm 2006 die Trägerschaft für das Museum, das seither kontinuierlich als Erinnerungs- und Lernort mit nationaler und internationaler Bedeutung und Vernetzung weiterentwickelt wird. Jährlich zählt es rund 80.000, in Spitzen bis zu 100.000 Besucher, Tendenz steigend.
Mödlareuth verbindet heute Dorf und Museum und macht u.a. durch den Erhalt der 90 Meter langen original erhaltenen Mauer, von Sperranlagen, einem Beobachtungsturm und Streckmetall-Zaunelementen auf authentische Weise das Leben an der ehemaligen innerdeutschen Grenze spürbar. Über 50.000 Fotos und 15.000 Dokumente zum DDR-Grenzregime und dem Leben an der Grenze haben der Museumsverein und Museumsleiter Robert Lebegern zudem seit der 1990er-Jahren für den Sammlungsbestand zusammengetragen. Nur ein Bruchteil davon kann gezeigt werden.
Erweiterungsprojekt: Neubau und Freigelände
Als Hauptgebäude diente dem Museum bisher kleines früheres Rittergut in der Dorfmitte. Doch steigende Besucherzahlen, Platzmangel bei Dauer- und Sonderausstellungen, das Fehlen einer zeitgemäßen und modernen Dauerausstellung sowie der Bedarf an geeigneten pädagogischen Räumen und an Besucherinfrastruktur machten Umgestaltungs- und Erweiterungsmaßnahmen nötig. Diese stellen einen wichtigen Schritt für die Weiterentwicklung des Museums sowie für seine Positionierung in der bundesweiten Museumslandschaft dar.
Die Baumaßnahme umfasst den nun eröffneten Erweiterungsneubau sowie die behutsame Umgestaltung des Freigeländes. Den Architektenwettbewerb entschieden 2019 das „Atelier 30 Architekten BDA“ aus Kassel sowie „Grünplan Landschaftsarchitekten BDLA“ aus Hannover für sich. Für die Gestaltung der neuen Dauerausstellung nach Vorgaben des wissenschaftlichen Beirats zeichnet das Büro facts and fiction (Berlin/Köln) verantwortlich. Die Projektleitung lag beim Planungsbüro Drees & Sommer (Nürnberg). Insgesamt wurden für das Bauprojekt in der Kostenberechnung rund 22 Millionen Euro veranschlagt, die über die Bauzeit gehalten werden konnten. Die Bundesregierung und der Freistaat Bayern unterstützen mit jeweils 5,6 Millionen Euro, der Freistaat Thüringen mit 800.000 Euro. Vier Millionen Euro kommen von der Oberfrankenstiftung, 500.000 Euro von der Bayerische Landesstiftung.
Die behutsame Neugestaltung des Freigeländes wurde im Frühjahr 2022 begonnen und im Sommer 2023 abgeschlossen. Neben der original erhaltenen Grenzanlage des Dorfes zeigt das Museum dort auch eine Zusammenfassung der mehrstufigen Grenzbefestigung der früheren DDR mit ihren Geländeabschnitten und baulichen Elementen. Beide Bereiche heben sich durch die Umgestaltung nun deutlicher als zuvor voneinander ab. Auch historisch relevante Punkte im Dorf, wie etwa frühere Fluchtorte, werden thematisiert.
Der Erweiterungsneubau mit insgesamt 1.350 Quadratmetern Nutzfläche bietet einer neuen Dauerausstellungsfläche von rund 500 Quadratmetern Platz. Hinzu kommen weitere Räume, die dem Museum neue Möglichkeiten für Besucherbetreuung, Wechselausstellungen und die Präsentation seines umfangreichen Archivmaterials eröffnen. Auch ein Bistro ist integriert. Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte im Mai 2023 im Beisein der damaligen Kulturstaatsministerin Claudia Roth, der bayerischen Europaministerin, Melanie Huml, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, der oberfränkischen Regierungspräsidentin und Vorsitzenden des Stiftungsrates der Oberfrankenstiftung Heidrun Piwernetz sowie von zahlreichen Ehrengästen.
Neue Dauerausstellung: Weltgeschichte am Beispiel von Little Berlin
Die neue multimediale Dauerausstellung erzählt Weltgeschichte in der Zeit der deutsch-deutschen Teilung und Wiedervereinigung am Beispiel Mödlareuths und seiner Bewohner. Zur Orientierung dient die chronologische Untergliederung in historische Zeitabschnitte. Dies erläuterten bei der Eröffnung die Kuratoren Robert Lebegern, Dr. Jochen Ramming und Dr. Ludwig Unger in ihrem Impulsvortrag „Der Weg zum neuen Museum“ gemeinsam mit Rupert Grübl, Direktor der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit.
„Mödlareuth als Brennglas der Geschichte“ sei der Leitgedanke für das Konzept gewesen, so Museumsleiter Lebegern. Dabei werden die drei Ebenen der Weltgeschichte, der Ortsgeschichte und des in diesem Rahmen gelebten Alltags der Bevölkerung verwoben, um Geschichte am Beispiel des kleinen Dorfes emotional erlebbar zu machen.
„Mit Erinnerungen werden nüchternen Fakten der Weltgeschichte Leben eingehaucht“, so Dr. Jochen Ramming. „Enger als hier in Mödlareuth kann man Weltgeschichte und Ortsgeschichte gar nicht verbinden. Das ist absolut faszinierend.“
Der Ausstellungsrundgang führt die Besucher nach dem Prolog zum Thema „Zwischen Bayern und Thüringen – Leben in Mödlareuth“ in Abschnitten durch die Jahre 1945-1952, die den „Weg zur Teilung Deutschlands“ zeigen, 1952-1961 mit der „Schließung der Grenze“ und 1961-1989 mit dem Thema „Zementierung der Teilung – Systemgrenze zwischen Demokratie und Diktatur“ bis hin zur „Friedlichen Revolution und Wiedervereinigung“ der Jahre 1989/90. Der abschließende Epilog zeigt das Leben im heutigen, wiedervereinten Mödlareuth.
Das Ausstellungsdesign setzt auf meterhohe Infotafeln, die an Mauerfragmente erinnern und den Weg durch den Ausstellungsraum flankieren. Jede Epoche erhält eine eindrucksvolle Auftaktinszenierung und wird dann näher erläutert. Zum Einsatz kommt dabei ein Medienmix, der bewusst auch die junge Generation ansprechen soll: Bilder, Texte, Dokumente, dreidimensionale Objekte, Filmmaterial und Audiostationen mit Zeitzeugenberichten, insgesamt über 400 Exponate. Die größten Ausstellungsstücke sind das über dem Raum hängende Flugzeug DOWA 81, ein Eigenbau für die Flucht einer Familie aus der DDR, und ein originales Stück Berliner Mauer, das den eindrucksvollen Schlusspunkt des Rundganges bildet. Im Außengelände werden Virtual-Reality-Führungen angeboten.
„Dieses Museum ist weit mehr als ein Archiv der Vergangenheit. Mit modernster Technologie, mit Virtual-Reality-Brillen und interaktiven Stationen wird hier Geschichte erlebbar gemacht. Besucher können die bedrückenden Grenzanlagen abschreiten, Zeitzeugen begegnen, die Enge der Teilung und die Freude der Wiedervereinigung nachempfinden.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Einweihung am 2. Oktober 2025
Architektur: Dialog zwischen Innen- und Außenraum
Die Architektur des Neubaus stellt die Ausstellung in den Mittelpunkt und fügt sich im Äußeren mit seiner gefalteten Fassade bewusst in die Hügellandschaft ein. Es gilt, den ursprünglichen Charakter der Umgebung zu erhalten und nicht zu dominieren. Das abgeschrägte Dach ist begrünt wie die umliegenden Wiesen. Auch die grauschwarze Materialität der bäuerlichen Holzarchitektur der Region wird in der Fassadengestaltung aufgegriffen und durch sägerauhe Fichte mit Vergrauungslasur umgesetzt. Deckenhohe Panoramafenster stellen eine direkte Verbindung zwischen Innen und Außen her. Sie erlauben zum einen Blicke von draußen hinein in die luftigen Räumlichkeiten, auf zwei Stockwerke und die Ausstellung – zum anderen auch eine Perspektive vom Inneren hinaus auf Dorf, Mauer und Sperranlagen. „Der Besucher ist hier quasi in einem Dialog mit der Ausstellung und diesem Außenraum“, hatte Architekt Thomas Fischer bei der Einweihung erklärt.
Der Museumsbetrieb
Ab sofort läuft der reguläre Museumsbetrieb im Neubau. Das Deutsch-Deutsche Museum ist zu folgenden Zeiten geöffnet:
MONTAG 9.00 bis 16.00 Uhr
DIENSTAG bis SONNTAG 1. November bis 28. Februar: 9.00 bis 17.00 Uhr
DIENSTAG bis SONNTAG 1. März bis 31. Oktober: 9.00 bis 18.00 Uhr
Ab dem 10.11.2025 gelten folgende Eintrittspreise
Erwachsene: 6,00 €
Ermäßigt: (Kinder ab 7 Jahre, Schüler, Studenten, Rentner, Menschen mit Behinderung) 4,00 €
Neu: Familienkarte: (2 Erwachsene + Kinder) 15,00 €
Gruppen (pro Person): 4,00 €
Schülergruppen (pro Person): 2,00 €
Für Kinder bis 6 Jahre ist der Eintritt frei.
Darin inbegriffen: Zugang zum Außengelände, Besuch der Ausstellungen, Museumskino mit Film »Alltag an der Grenze« (deutsch, englisch oder französisch) in der Regel zu jeder vollen und halben Stunde.
VR-Führungen: Geschichte neu erleben
In Zusammenarbeit mit dem Projekt „hoferLand.digital“ des Landkreises Hof wurde eine VR-Führung entwickelt, die es ermöglicht, mittels virtueller Realität auf eine völlig neue Art in die Geschichte Mödlareuths einzutauchen. In acht Einzelszenen erleben die Teilnehmer sowohl historische Ereignisse wie auch den Alltag in „Klein-Berlin“. Dieses VR-Erlebnis ist in Gruppen nach vorheriger Anmeldung als geführter VR-Rundgang durch das Freigelände des Museums buchbar.
Details und weitere Informationen unter https://www.moedlareuth.de















