15. Juli 2025
Geschichte wird lebendig – Präsentation der neuen VR-Führungen im Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth

Nach intensiver Entwicklungszeit ist es endlich soweit: Die innovativen VR-Führungen im Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth sind fertiggestellt und werden ab sofort der Öffentlichkeit präsentiert.
Im Rahmen des Projektes Smart City hat der Landkreis Hof gemeinsam mit der Firma TimeRide das Projekt „VR-Führung im Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth“ umgesetzt. Mit Hilfe von VR-Brillen können Besucherinnen und Besucher die die besondere Geschichte Mödlareuths nun nicht nur in Form des Museumsbesuches erleben, sondern selbst und ganz authentisch in die historische Realität eintauchen und die bewegte Geschichte des ehemals geteilten Dorfes auf eine völlig neue, beeindruckende Weise erleben.
„Wir wollen Geschichte bestmöglich erlebbar machen und dazu alle technischen Möglichkeiten nutzen. Unser Ziel ist es, insbesondere der jungen Generation zu vermitteln, was es bedeutet hat, hier in Mödlareuth zu leben. Wir sind davon überzeugt, dass durch den Einsatz der VR-Brillen noch mehr erlebbar und noch näher erfassbar ist, was die Deutsch-Deutsche Geschichte Mödlareuths so besonders macht“, so Landrat und Vorsitzender des Zweckverbandes Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth Dr. Oliver Bär.
Die VR-Tour umfasst insgesamt acht Szenen, die die Entwicklung Mödlareuths von der ersten Grenzbefestigung bis hin zum Fall der Mauer nachzeichnen. Jede Szene wurde sorgfältig auf Grundlage von Originalfotos und Zeitzeugendokumenten gestaltet, um die historische Authentizität zu wahren und die emotionale Dimension der deutschen Teilung erlebbar zu machen.
„Das virtuelle Eintauchen in die Geschichte des geteilten Dorfes Mödlareuth - wenn nicht am authentischen Ort, wo denn dann? Das war die Leitidee, insgesamt an 8 ausgewählten Stationen die Geschichte des geteilten Dorfes quasi an den Originalschauplätzen zu verorten. Auf diese Weise kann der Besucher in das jeweilige Jahr und das jeweilige Ereignis virtuell eintauchen kann“, erklärt Robert Lebegern, Museumsleiter des Deutsch-Deutschen Musuems Mödlareuth.
Der Rundgang durch das Dorf an der ehemaligen innerdeutschen Grenze beginnt mit einem ca. 6-minütigen VR-Einführungsfilm wahlweise im oder vor dem Deutsch-Deutschen Museum, bevor die ca. 75 bis 90-minütige geführten Tour an die Originalschauplätze der Teilung startet.
Beim Einführungsfilm lernen die Gäste die historischen Hintergründe sowie die Erzählfiguren Lise und Ludwig kennen – zwei fiktive Personen aus je einer Dorfhälfte Mödlareuths, der thüringischen und der bayerischen. Diese begleiten die Teilnehmer als Off-Stimmen bei allen weiteren Stationen.
Dabei lernen sie die Chronologie und wichtige Ereignisse von der ersten Grenzbefestigung bis hin zur Öffnung der Mauer kennen und erfahren anhand der Erzählungen der Figuren etwas über deren persönliche Biografien sowie die tiefen Einschnitte des Dorflebens.
Eine Geschichte, die ankommt, wie sich bereits bei der ersten Führung mit Schülerinnen und Schülern des Otto-Hahn-Gymnasiums aus Marktredwitz zeigt:
„Wir hatten zwei Führungen – die Originalführung und die neue VR-Führung“, erzählt Tim Wächter. „Ich würde sagen, es macht einen riesen Unterschied. Dank der VR-Brillen, durch das Sehen und Hören der Charaktere und Figuren kann man sich unglaublich gut in die Geschichte der damals lebenden Personen in diesem Dorf hineinversetzen.“
Die Kosten für die Konzeption und Umsetzung der neuen VR-Führungen belaufen sich auf insgesamt 296.000€. 90 Prozent davon wurden über das Landkreisprojekt Smart City (Bundesförderung) finanziert. Die übrigen 10 Prozent übernimmt der Landkreis Hof.
Dabei war es für das Projektteam Smart City insbesondere wichtig, Hemmschwellen abzubauen und ein Angebot auch für Menschen zu schaffen, die bislang noch keinen Kontakt zur VR-Welt hatten:
„Das VR-Projekt vereint auf gekonnte Weise all das, wofür Smart City steht - nämlich den Menschen Wissen zu vermitteln, unsere Heimat zu präsentieren und gleichzeitig die Menschen niederschwellig mit digitaler Technik in Kontakt zu bringen. Mit dem VR-Projekt in Mödlareuth haben sie die Möglichkeit, all das selbst zu erleben“, fasst Paul-Bernhard Wagner zusammen.
Jetzt für VR-Führung anmelden:
Die Führungen (maximal 15 Personen) werden ab sofort angeboten und finden sowohl in deutscher wie auch in englischer Sprache statt. Sie sind für Erwachsene sowie Kinder ab ca. 10 Jahren geeignet.
Die Buchung der Tour erfolgt derzeit noch nach telefonischer Voranmeldung unter 09295/1334 oder per Mail an info@museum-moedlareuth.de
Mit der Eröffnung des neuen Museums wird dann auch ein Onlinebuchungssystem eingeführt. Dann können auch die VR-Führungen online gebucht werden.
Der Preis für die VR-Führung beläuft sich auf 15€ für Erwachsene und 8€ für Schüler.
Die einzelnen Szenen im Überblick:
Szene 1: Ein Dorf am Tannbach (1945–1989)
Ein virtueller Rundflug über das abstrahierte 3D-Modell des Dorfes, das die verschiedenen Grenzstationen zeigt – vom Bretterzaun bis zur hohen Betonmauer. Besucher erleben die Entwicklung der Grenze hautnah, begleitet von den Stimmen der fiktiven Figuren Lise Müller und Ludwig Müller.
Szene 2: Systemgrenze (1952)
Die Szene zeigt, wie die Grenzpolizisten den ersten Bretterzaun am Tannbach errichten und das Dorf in zwei Hälften teilen. Die Besucher sehen die dramatischen Momente, als Familien und Dorfbewohner versuchen, sich zu treffen, während die Grenze immer mehr zur Realitätwird.
Szene 3: Stacheldraht und Maibäume (1958)
Das Dorf ist nun durch einen doppelten Stacheldrahtzaun getrennt. Trotz der physischen Barriere bleiben Traditionen wie Maibäume lebendig. Die Szene vermittelt die tiefe Verbundenheit der Dorfbewohner trotz der Trennung.
Szene 4: Klein Berlin (1966)
Mit dem Bau der Mauer wird Mödlareuth zu „Little Berlin - Klein Berlin“. Die Szene zeigt den Bau der Grenzmauer, die das Dorf endgültig in zwei Teile trennt, und die damit verbundenen Veränderungen im Alltag.
Szene 5: Flucht (1973)
Die Besucher werden Zeugen des ersten und einzigen gelungenen Fluchtversuchs über die Betonsperrmauer in Mödlareuth. Die Szene verdeutlicht die Gefahr und den Mut der Menschen, die versuchten, die Grenze zu überwinden.
Szene 6: US-Vizepräsident in Mödlareuth (1983)
Die Szene zeigt den Grenztourismus und den Besuch des US-Vizepräsidenten George Bush. Schulklassen und Touristen kommen, um die Grenze zu bestaunen, während DDR-Grenztruppen ihren Routineaufgaben nachgehen.
Szene 7: Dorfversammlung und Kerzendemo (1989)
Dezember 1989 – knapp einen Monat nach dem Mauerfall in Berlin – geht man auch in Mödlareuth auf die Straße, um die Öffnung der Grenze zu fordern. Kuriose Szenen spielen sich ab, als sich der Töpener Bürgermeister mit einer Baggerschaufel nach oben fahren lässt, um über die Mauer hinweg mit seinem Gegenüber zu diskutieren. Ein Ereignis, das schneller Folgen habenwird, als erwartet.
Szene 8: Der Mauerfall (1989)
Das emotionale Finale: Nach fast vierzig Jahren der Teilung wächst zusammen, was zusammen gehört. Die Grenze öffnet sich, Menschen aus Ost und West kommen zusammen, feiern und singen gemeinsam. Die Szene zeigt die historische Freude und das Ende der jahrzehntelangen grausamen Teilung.