19. Juni 2023

Pflegekonferenz Hofer Land: Die ambulante Pflege im Blick

Der Situation in der ambulanten Pflege im Hofer Land galt die Pflegekonferenz, die Stadt und Landkreis Hof unter Federführung der gemeinsamen Leitstelle Pflege Hofer Land durchgeführt haben.

„Dass die ambulante Pflege mehr Aufmerksamkeit braucht und in den Mittelpunkt der Konferenz gestellt werden sollte, hatte eine Umfrage unter Pflegeverantwortlichen der Region ergeben“, so Alexandra Puchta, Fachliche Leiterin der Leitstelle Pflege Hofer Land. Sie begrüßte rund 50 Fachgäste, Pflegeverantwortliche, Pflegedienst-Träger sowie Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen.

Gemeinsam Lösungen finden: Stadt und Landkreis bringen regionale Akteure zusammen

„Der Leitsatz „Ambulant vor stationär!“ galt bisher in Sachen Pflege“, so Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla. „Doch inzwischen ist das oft nicht mehr umsetzbar. Es gibt zum Teil bereits Menschen, die nicht mehr ambulant versorgt werden können.“ Sie rief nichtsdestotrotz dazu auf, die Herausforderungen gemeinsam mit Optimismus und Zuversicht anzugehen, und betonte die Rolle der kommunalen Ebene: „Wir werden die Situation nicht allein kommunal lösen können. Aber wir können uns kommunal kümmern und das tun, was uns möglich ist.“ Auch die Leitstelle Pflege entwickle sich zu einem wichtigen Ansprechpartner in der Region, „weil wir dort Kontakte und Kompetenz haben“.

„Wir sehen das Thema Pflege als Thema für die ganze Region“, so auch Landrat Dr. Oliver Bär. Für die Zukunfts- und Arbeitskräftesicherung auch in der Pflege sei es entscheidend, wie sich die Region weiterentwickle und dass man Menschen für das Hofer Land gewinnen könne. Die Konferenz und der Austausch könnten dazu beitragen, eigene Lösungsansätze für die gegenwärtigen Herausforderungen zu entwickeln: „Wie gehen andere damit um? Ich freue mich heute auch auf Erfahrungswerte aus anderen Regionen.“

Wachsende Herausforderungen: Anbieter ambulanter Pflege berichten

Aus erster Hand berichteten drei Pflegedienst-Anbieter in einer Gesprächsrunde von der aktuellen Situation in der ambulanten Pflege in Stadt und Landkreis Hof: Mit Florian Hudetz (Geschäftsführer Hudetz-Gruppe), Christian Nowak (Geschäftsführer Caritas Stadt und Landkreis Hof) und Sebastian Oehme (Geschäftsführer Hospitalstiftung) kamen dabei je ein Vertreter privater und kirchlicher Trägerschaft sowie einer Stiftung zu Wort.

Dabei wurde das Spannungsfeld, in dem sich die ambulante Pflege befindet, deutlich: Der zunehmende Arbeitskräftemangel, die Überalterung der Gesellschaft, Angehörige, die mit der Pflege selbst überfordert sind oder weit weg wohnen, das steigende Anspruchsdenken an die Dienste, die kostendeckende Finanzierung des Angebots bei erhöhtem Aufwand im ländlichem Raum – das sind nun ein paar der Herausforderungen, denen sich ambulante Pflegedienste heute täglich stellen. Die Pflegearbeit nach dreijähriger Ausbildung sei zwar in der Realität besser bezahlt, als oft gedacht werde, doch Faktoren wie Dienstplanunsicherheit und die daraus resultierende schlechte Work-Life-Balance schrecken Arbeitskräfte ab. „Wir haben nicht die Fachkräfte, die wir benötigen“, so Florian Hudetz. “Idealismus ist für diesen Beruf wichtig. Aber der Idealismus darf nicht ausgenutzt werden.“

Lösungsansätze sahen die Experten z.B. in einem besseren Finanzierungskonzept und durch neue regionale Kooperationsmodelle, etwa Springerpools, die Synergien schaffen.

Unterstützung durch Digitalisierung und Hochschule

Mit Professor Dr. Matthias Drossel von der Hochschule Hof brachte sich ein Referent aus Lehre und Wissenschaft ein, der als ehemaliger Pfleger selbst die Praxis kennt und dem Vorstand des Verbandes der Pflegenden angehört. Er lenkte den Blick auf neue, innovative Ansätze und regte dazu an, verstärkt auch die Möglichkeiten von Technik und Digitalisierung einzusetzen. In diesem Sinne lud er ein, die Nähe zur Hochschule zu nutzen, die bereits auf diesem Gebiet aktiv sei. „Die vielzitierten Pflegeroboter sind nicht die Realität“, so Professor Drossel. „Vielmehr bauchen wir Assistenzsysteme, die Menschen unterstützen und gesund erhalten.“

 

Beispiel für einen Lösungsansatz: Pflegekrisendienst des BRK-Kreisverbands Erding

Als Beispiel für einen regionalen Lösungsansatz im ländlichen Raum stellte Referentin Sybille Müller den von ihr geleiteten Pflegekrisendienst des BRK-Kreisverbands Erding vor. Dieser Dienst hilft bei akuten Pflegekrisen schnell und unkompliziert für maximal fünf Tage häuslichen Umfeld, wenn kein anderer Dienst oder Familienangehörige dazu in der Lage sind. Zusammengearbeitet wird mit einem Netzwerk aus verschiedenen Einrichtungen, Dienstleistern, Ehrenamtlichen u.v.m. Das Angebot ist kostenfrei und finanziert sich über den Solidarpakt der teilnehmenden Städte und Gemeinden. Der Pflegekrisendienst stellt jedoch keinen Ersatz für eine grundlegende ambulante oder stationäre Pflege dar.

Fazit und Ausblick der Pflegekonferenz Hofer Land

In Arbeitsgruppen wurde dann das vorgestellte Erdinger Konzept diskutiert und Lösungsansätze für zwei Fragen erarbeitet: Wie könnte das Projekt „Pflegekrisendienst“ in Stadt und Landkreis Hof umgesetzt werden? Welche Alternativen gäbe es, um im Hofer Land Akutnotstände in der ambulanten Pflege zu minimieren?

„Das Resümee der Diskussion haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer abschließend klar formuliert und Lösungsansätze aufgezeigt“, so Alexandra Puchta von Leitstelle Pflege Hofer Land. „Gewünscht wird etwa die Unterstützung von Stadt und Landkreis Hof bei der gemeinsamen Bewältigung der Herausforderungen. Die Leitstelle Pflege soll dabei als zentrale neutrale Plattform für Ideen und Projekte dienen.“

Die Bedeutung der Leitstelle Pflege sei bei der Pflegekonferenz sehr deutlich geworden: als Sprachrohr für Pflege-Themen, als Netzwerkpartner und neutrale Vernetzungsplattform im Hofer Land.

Impressionen von der Pflegekonferenz Hofer Land

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19. Juni 2023